9. November 2016 in Essen

Standortforum Umweltwirtschaft Metropole Ruhr

„Umwelttechnologien made in NRW – Chancen für die Metropole Ruhr“: Um gemeinsam zum Thema diskutieren zu können, fanden sich am 9. November 2016 rund 70 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in den Räumen der Emschergenossenschaft in Essen ein. Die Veranstaltung fand auf Initiative des Umweltministeriums NRW in enger Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der metropoleruhr GmbH, der Emschergenossenschaft/ Lippeverband und der EnergieAgentur.NRW statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jan Hofer, WDR.

Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, wies in seiner Begrüßung auf die Wandlungsfähigkeit seiner Stadt hin: Einst zentral für den Tagebau im Ruhrgebiet habe sich Essen Schritt für Schritt zu einem modernen Industriestandort entwickelt. Bei dieser Entwicklung sei auch die Nachhaltigkeit und der Natur- und Umweltschutz ein wichtiger Faktor. Die Auszeichnung als Grüne Hauptstadt Europas 2017 sei daher nicht nur Würdigung des Geleisteten, sondern auch Ansporn, den eingeschlagenen Weg der Stadtentwicklung weiterzuverfolgen, hin zu einer grünen Bürgerstadt. Denn um ein attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein, müsse es auch mit der Lebensqualität stimmen, nur so könnten die für die Industrie so wichtigen Fachkräfte angeworben und gehalten werden. Als Beispiele nannte Kufen laufende Vorhaben aus den Bereichen Smart City, des Emscherausbaus oder der nachhaltigen Flächenverwertung. Es sei an der Zeit, eine grüne Dekade für das gesamte Ruhrgebiet einzuläuten.

Welche Potenziale birgt die Umweltwirtschaft für die Region? In einem Kurztalk diskutierten zu dieser Fragestellung Alexandra Landsberg, stellvertretende Abteilungsleiterin im Umweltministerium NRW, Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender Emschergenossenschaft/ Lippeverband und Rasmus C. Beck, Vorsitzender der Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH.

Dr. Uli Paetzel forderte ein größeres Selbstbewusstsein der Region ein. Vieles, das bisher erreicht wurde und das an Innovation und Engagement in der Region stecke, stehe noch zu wenig in der Öffentlichkeit. Allein der Emscherumbau zähle mit einem Volumen von 5 Milliarden Euro zu einem der größten Strukturprojekte bundesweit. Der Prozess werde einen großen wirtschaftlichen Effekt für die gesamte Region nach sich ziehen – von der verbesserten Wohnqualität, dem Regionaltourismus bis hin zur Ansiedlung neuer Unternehmen. Darüber hinaus seien aber auch in anderen Bereichen, wie Wasserschutz und Abwasseraufbereitung, große Investitionen getätigt, die für die Umweltwirtschaft wegweisend sind.
Rasmus C. Beck wies darauf hin, dass die Umweltwirtschaft die Region in die Zukunft führen könne. Schon jetzt seien viele mittelständische Unternehmen sowohl auf regionalen als auch auf internationalen Märkten erfolgreich. Mehr Sichtbarkeit würden die Aktivitäten aber nur mit einer besseren Vermarktung erhalten. Deswegen wurde von der Wirtschaftsförderung die Marke „Greentech.Ruhr“ geschaffen, die das Geleistete nach Außen sichtbar macht und nach Innen die Netzwerkbildung fördert.

Auch Alexandra Landsberg verwies auf den Erfolg der Region im Bereich der Umweltwirtschaft, den auch der im August 2015 vorgelegte Umweltwirtschaftsbericht NRW eindrücklich belege. Von der Metropole Ruhr gehe eine Strahlkraft in die gesamte Region aus. Der Bericht zeige, dass hier viele Investitionen getätigt werden, die Innovation und Arbeitsplätze bringen. Landsberg unterstrich dabei das breite Spektrum der Umweltwirtschaft. Zu dieser zählten letztendlich alle Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, damit Menschen gut und nachhaltig auf dem Planeten leben können. Im Februar 2017 wird die Landesregierung einen Masterplan vorlegen, der über 100 Maßnahmen zur Förderung der Umweltwirtschaft beinhalte. Er ist das Ergebnis eines offenen Konsultationsverfahrens, der seit Veröffentlichung des Berichts landesweit und mit vielen unterschiedlichen Akteuren stattgefunden hat.

„Ich spreche vor Ihnen als Vertreter der kleineren Unternehmen“, betonte Martin Cornelsen, Geschäftsführer der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH, zum Auftakt seiner Keynote. Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern und Sitz in Essen stehe stellvertretend für viele kleine und mittelständische Unternehmen der Umweltwirtschaft, die sich erfolgreich am Markt etablieren konnten. Mit der Aufbereitung von Trinkwasser, der Reinigung von kontaminierten Wasser und dem Angebot von Komplettlösungen – von der Konzeptionierung bis hin zur Umsetzung – habe es ein profitables Portfolio entwickeln können. In Sachen Förderung von KMUs sieht Cornelsen jedoch noch Verbesserungsbedarf. Die Region kann hervorragende Universitäten und Forschungseinrichtungen vorweisen. Hier gilt es den Austausch mit Unternehmen weiter zu fördern und zu optimieren. Auch die Wirtschaftsförderung biete zahlreiche Angebote, jedoch fehlen bei vielen Maßnahmen die Kontinuität und der „lange Atem“ seitens der Förderer. Bei der Entwicklung aller Unterstützungsangebote für KMUs darf man nicht aus den Augen verlieren, dass von Seiten der Unternehmen keine eigens dafür geschaffenen Stabsstellen zu besetzen sind. Oft liege sehr vieles allein beim Geschäftsführer bzw. der Geschäftsführerin. Zusätzlich gilt, der Nutzen dieser Angebote muss auf den ersten Blick fürs Unternehmen erkennbar sein. Denn Ressourcen und Zeit seien ein knapp bemessenes Gut. Abschließend sprach sich Cornelsen für die Entwicklung von auf die besonderen Bedarfe der Umweltwirtschaftsunternehmen ausgerichteten Förderinstrumente aus, warnte jedoch vor redundanten Angeboten: Vernetzung sein wichtig - der direkte und persönliche Kontakt müsse aber in Zeiten der Digitalisierung im Fokus stehen.

Die Metropole Ruhr ist landesweit der stärkste Anbietermarkt im Bereich der Umweltwirtschaft. In seiner Bedeutung strahle die Region mit über 30 Prozent Anteil an den Erwerbstätigen der Umweltwirtschaft in NRW in das gesamte Land aus und setze positive Impulse, so Oliver Lühr, Principal der Prognos AG, in seinem Input zur Ökonomischen Bedeutung der Querschnittsbranche im Umweltwirtschaftsbericht. Der Bericht zeige außerdem den hohen Grad der Spezialisierung der Region. Deren Stärke drücke sich zusätzlich in einer breiten Technologie- und Innovationskompetenz aus. Relevante Teilmärkte aufgrund ihrer starken Spezialisierung sind „Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft“ sowie die „Umweltfreundliche Mobilität“.

Zum Workshopauftakt berichtete Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender Emschergenossenschaft/ Lippeverband, vom aktuellen Stand des Emscherumbaus, einem der bundesweitet größten Strukturwandelprojekte. Dr. Paetzel berichtete von ersten Erfolgen und schilderte Zukunftsvisionen. So habe sich die Emscher bereits an vielen Orten von einer „Industriekloake“ in einen Naturraum mit einer hohen Artenvielfalt gewandelt. Der Umbau werde außerdem für etwa 3.5000 neue Arbeitsplätze sorgen, moderne Wohn- und Arbeitsquartiere schaffen und einen nachhaltigen wirtschaftlichen Schub für die gesamte Region bedeuten. Auch für den Regionaltourismus berge der Umbau Potenzial: 150 Kilometer neue Radwege sind geplant, außerdem werden bis 2015 15 Prozent der Fläche entsiegelt.

Anschließend gab Tobias Clermont, Bereichsleiter der Innovation City GmbH, Einblick in das regionale Strukturprojekt in der Modellstadt Bottrop. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik arbeite hier ein interdisziplinär aufgestelltes Team daran, in Bottrop einen klimagerechten Stadtumbau zu verwirklichen. Das zentrale Ziel dabei sei, die CO2-Emissionen zu halbieren. Gleichzeitig sollen aber auch der Industriestandort erhalten und die Lebensqualität für die Bewohner der Stadt verbessert werden. Das ambitionierte Projekt teile sich dabei in folgende Handlungsfelder auf: klimagerechte Quartiersentwicklung, energetischer Umbau von Betrieben, intelligente Energieversorgung und -systeme, moderne Infrastrukturen und Elektromobilität sowie nachhaltige Stadt- und Standortentwicklung. Bei allen Aktivitäten seien ein möglichst hierachiefreies Arbeiten und das Zusammenbringen unterschiedlichster Akteure an „Projekttischen“ zielführend. Es solle eine „Energiewende von unten“ herbeigeführt und gefördert werden. Über Bottrop hinaus sei ein Rollout dieses Strukturprojektes vorgesehen. So würden zukünftig weitere Quartiere und Städte von den Entwicklungen und Innovationen profitieren.

Moderator Prof. Dr. Rolf Heinze bezog sich auf die Praxisbeispiele: Dies seien Erfolge, die zu einer breiteren Akzeptanz der Umweltwirtschaft beitragen würden. Dennoch bedürfe es weiterhin eines langen Atems, damit der Prozess nicht ins Stocken gerate.

Allein der Transfer zwischen Unternehmen und Hochschulen sei ausbaufähig. Dies liege nicht nur an den Unternehmen, sondern auch an den oftmals starren Strukturen der Hochschullandschaft.
Die Workshopteilnehmenden verwiesen auf dem Umstand, dass keine weiteren Netzwerkprogramme notwendig seien, um Hochschulen und Wirtschaft näher zusammenzubringen. Nur wenige Unternehmer hätten Zeit, diese Veranstaltungen zu besuchen. Selbst kostenlose Angebote würden nicht angenommen. Das persönliche Gespräch und Unternehmensbesuche seitens der Hochschule seien eher ein geeignetes Mittel, auch wenn diese für beide Seiten zeitintensiv seien.

Im Hinblick auf Innovation City hob Prof. Heinze die Fokussierung auf das Quartier hervor, aus dem dann der Impuls in die Region ausgehe. Alexandra Landsberg bewertete das Projekt als eine wichtige Standortinitiative, die nicht nur Investitionen bündelt, sondern – dank eines erfolgreichen Marketings und einer guten Profilierung – die positiven Effekte der Investitionen erst sichtbar mache. Von diesen Initiativen brauche es mehr.

Auch die anderen Workshopteilnehmenden hoben die Bedeutung eines guten Marketings hervor: Um die Erfolge der Umweltwirtschaft bekannter zu machen und ihr Potenzial zu zeigen, brauche es eine einheitliche Leitidee oder Marke, in Form von Bildern und einer „Geschichte“. Im Zentrum dieser Leitidee müsse das verbindende Element aller Akteure und Vorhaben der Umweltwirtschaft stehen. Mittels dieses Kerngedankens wäre es einfacher möglich, lokalpolitische und wirtschaftliche Unterstützung zu erhalten sowie überregional und international Ideen der Umweltwirtschaft NRW zu exportieren. Medienvertreter aber auch die breite Öffentlichkeit können so erfolgreicher angesprochen werden.

Ein weiteres Diskussionsthema des Workshops war die sinnvolle Projektförderung. Hier müssten Förderer mehr Geduld haben, Förderperioden von zwei bis drei Jahren seien nicht immer ausreichend. Innnovationen und Initiativen könnten in dieser kurzen Zeit nicht unbedingt im gewünschten Maß wachsen. Ein Vorschlag war, längere Förderzeiträume zu bewilligen. Stelle sich das Projekt in der Durchführung als nicht zielführend heraus, würde die Förderung eingestellt. Neben Förderstrukturen sei auch wichtig, ausreichend Freiraum für Innovationen zu schaffen und zuzulassen.

Ebenfalls einig waren sich die Workshopteilnehmenden darin, dass es bereits ein erstklassiges  Angebot an Veranstaltungen und Veröffentlichungen zum Themenfeld Umweltwirtschaft gäbe. Nun gelte es, zwischen allen Akteuren und existierenden Vorhaben schlagkräftige Synergien zu bilden und das bereits Erreichte erfolgreich zu kommunizieren.

Moderator: Prof. Dr. Rolf Heinze, Ruhr-Universität Bochum

Moderator Matthias Heidmeier, Unternehmerverband – Die Gruppe, begrüßte die Teilnehmenden im Workshop zum Thema Internationalisierung. Als ersten Impuls gab Thomas Rheidt, Geschäftsführer Hercutec Chemie GmbH, Einblicke in sein Unternehmen und die Herausforderungen bei der Internationalisierung. In Neuss gegründet zog das Unternehmen im Jahr 2015 nach Bottrop um. Von dort aus produziert es Sonderkraftstoffe und Pentane, FCKW-freie Treibmittel, die zum Beispiel in Hartschäumen und Phenolharzen zum Einsatz kommen. Für die internationale Ausrichtung seines Unternehmens nahm er verschiedene Faktoren in den Fokus. So sei eine intakte Infrastruktur für den In- und Export einer der wesentlichen Punkte. Auch sprach er unter dem Stichwort der Entbürokratisierung Verbesserungsbedarf bei der Erreichbarkeit des Zolls oder einer Angleichung der Umsatzsteuerregelungen auf europäischer Ebene an. Nicht zuletzt sei sein Unternehmen auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen.

Für den zweiten Input des Workshops beschrieb Dr. Ansgar Fendel, Geschäftsführer Remondis Assets & Services GmbH & Co.KG, unterschiedliche Faktoren, die bei der Expansionsanalyse berücksichtigt werden. Ca. 40  Prozent des Umsatzes erwirtschafte die Remondis-Gruppe im Ausland. Das Familienunternehmen der Kreislauf- und Wasserwirtschaft habe strategische Zielregionen und -länder  identifiziert, in denen es aktuell schon auf dem Markt präsent ist oder seine Aktivitäten weiterentwickeln möchte.  Bevor ein neuer Markt im Ausland erschlossen werde, erstelle Remondis ein individuelles Landes- und Regionsprofil, das auf der systematischen Analyse von definierten Faktoren beruhe. Diese seien z. B. rechtliche Rahmenbedingungen, Stabilitäts-, volkswirtschaftliche und soziale Faktoren sowie der Korruptionsindex. Erst wenn eine solche Faktorenanalyse positiv ausfalle, komme für Remondis ein Markteintritt im jeweiligen Land in Frage. Darüber hinaus betonte er, dass auch die spezifischen kulturellen Aspekte in den Regionen eine wichtige Rolle spielten. Man müsse daher landespezifisch agieren. Aus diesem Grund werde bei Remondis zum Beispiel darauf geachtet, ein regionales Management mit einheimischen Mitarbeitern/innen zu etablieren. Aktuell seien die Nachbarstaaten im Europa, hier insbesondere Polen, und Australien im nicht europäischen Ausland die wichtigsten Märkte für Remondis.

Im Anschluss an die Inputs diskutierten die Teilnehmenden zu verschiedenen Fragen der Internationalisierung. Dabei wurden die Inputs thematisch aufgenommen. So wurde gefordert, die Infrastruktur zu Verbessern und marode Brücken bald zu sanieren. Durch das Umfahren von Brücken zu den Umschlagplätzen in Antwerpen und Rotterdam würden den Unternehmen Mehrkosten entstehen. In diesem Zuge forderte man ebenfalls bürokratische Hürden beim Handel abzubauen. Das Verzollungswesen müsse sich modernisieren und an die Realität in den Unternehmen anpassen. Das beträfe vor allem die Öffnungszeiten von Dienststellen des Zolls, die als zu kurz empfunden wurden.

Auf großes Interesse stieß bei den Teilnehmenden das „Landscaping“. Gemeint ist dabei eine Länderanalyse, auf deren Grundlage ein Markteintritt im Ausland geplant werden könne. Hier erkundigte man sich nach Möglichkeiten, wie die Informationen zu Ländern im Ausland besser gebündelt werden könnten. Vorgeschlagen wurde, die öffentliche Hand mit der Bündelung der Länderanalysen zu betrauen.
Eine Teilnehmerin forderte, das Ruhrgebiet stärker als Marke im Ausland zu vermarkten. Es fehle eine Plattform, um die Region mit seinen Unternehmen in der Welt für Investoren und potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu präsentieren.

Gelobt wurde die Frühphasenfinanzierung für Start-ups. Was fehle seien Finanzierungs¬möglichkeiten, die in der Folgephase bei jungen Unternehmen greifen könnten. Hier sollten Fördermittellotsen installiert werden. Diese zentralen Ansprechpartner helfen beim Überblick der großen Vielfalt der Förderprogramme und bieten auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittene Beratungen an. Zu Fragen der Finanzierung kann die Wirtschaftsförderung der metropoleruhr GmbH Unterstützung anbieten bzw. an die entsprechenden Stellen ermitteln.

Schließlich wurde darüber diskutiert, wie KMU besser mit Universitäten in Kontakt treten könnten, wenn es um die Umsetzung innovativer Projekte gehe. Hier wünschten sich die Teilnehmer eine zentrale Plattform auf der sich beide Seiten mit Ihren Bedarfen treffen könnten.

Moderator: Matthias Heidmeier, Unternehmensverband – Die Gruppe

Detlef Kleine-Kracht, thyssenkrupp Steel Europe AG, präsentierte das Konzept der Energienetzwerke. Ziel war es, das Energiemanagementsystem zu verbessern, um die auf den neun Unternehmensstandorten und Hüttenwerken verbrauchte Energie zu reduzieren und auf ein langes nachhaltiges Energiesparen auszulegen. Neue Direktionsbereiche sollten den Verbrauch besser koordinieren und im Rahmen von vierteljährlich stattfindenden Treffen fortlaufend verbessern. Diese Netzwerke waren sehr erfolgreich. Die Anzahl der Beteiligten stieg in kurzer Zeit von 15 auf mehr als 40 Personen.

Daneben fanden Workshops in dem Unternehmen statt, um Ideen zu sammeln, die dieses Ziel verwirklichen sollten. Ab 2010 sammelte man auf diese Weise bereits 4.000 Ideen, von denen 540 erfolgreich umgesetzt wurden. Der Gewinn dieses Netzwerkes bereicherte thyssenkrupp mit neuem Wissen, Sichtweisen und einer nachhaltigen Ersparnis von 40 Millionen Euro in diesem Zeitraum.

Anschließend präsentierte Dr. Rebekka Loschen, Projektmanagerin der KlimaExpo NRW,  Netzwerke für den Klimaschutz. Die KlimaExpo.NRW bietet Projekten und Akteuren aus dem Klimaschutz eine Plattform für einen kontinuierlichen Dialog, Austausch und Präsentation. So sollen bis 2022 „1.000 Schritte in eine nachhaltige Zukunft“ präsentiert werden, wobei jeder Schritt entweder ein Klimaschutzprojekt oder einen -akteur darstellt. In dem Format „Routen der Innovationen“ präsentieren KlimaExpo.NRW und Klimametropole Ruhr 2022 innovative Klimaschutztechnologien aus dem Ruhrgebiet – virtuell und in Form von Besuchen. Auch dies ist für teilnehmende Firmen eine gute Gelegenheit zum Aufbau eines Klimaschutznetzwerks. Der Dialog ist durch die mediale Begleitung und den entstehenden Präsentationen nachhaltig und nachlesbar.

Jan Hofer knüpfte an die Vorträge an und eröffnete die Diskussionsrunde, um Handlungsempfehlungen rund um Netzwerke zu sammeln. Die Teilnehmenden diskutieren über den Bedarf von Kontaktstellen in Form von Guides und Scouts. Diese seien bereits vorhanden durch Netzwerke von der IHK oder der Handelskammer. Es wurde kritisiert, dass „Netzwerk“ ein hybrider Begriff sei, der gerade für KMUs oft nichts greifbar ist. Es existiert ein breites Angebot von Onlineplattformen oder Beratungen seitens der Verbände. Jedoch seien diese gerade für die KMUs oft schwer zu nutzen, da man sich nicht direkt zurecht fände. Man müsse an Übersichtlichkeit gewinnen und die Vielfalt an Netzwerken gezielt clustern.

KMUs seien einem ständigen Handlungsdruck ausgesetzt, sich zu optimieren. Es fehle die Zeit, Netzwerke zu filtern, sodass Scouts benötigt werden, die ein Unternehmen dauerhaft begleiten und eine feste Ansprechperson werden. Die Scouts sollen persönliche Beratungen anbieten, die abstrakte Plattformen vereinfachen und gezielt den Handlungsdruck eines Unternehmens analysieren. Ist dieser Druck einmal identifiziert, könnten Einsparpotentiale durch Energieeffizienzprojekte gehoben werden. Großunternehmen sind von dieser Problematik weniger stark betroffen, da die finanziellen Möglichkeiten im Vergleich zu KMUs andere sind.

Moderator: Jan Hofer, WDR

Podiumsdiskussion

In der Schlussrunde diskutierten Alexandra Landsberg, Martin Cornelsen, Dr. Ansgar Fendel, Dr. Uli Paetzel mit Moderator Jan Hofer zum Thema: Umwelttechnologien made in NRW – Chancen für die Metropole Ruhr.

Nach einer kurzen Zusammenfassung der Diskussionen in den drei Workshops durch die Workshopmoderatoren fragte Jan Hofer, wie das Umweltministerium NRW den unterschiedlichen Bedarfen großer und kleinerer Unternehmen entgegenkomme. Alexandra Landsberg beschrieb, dass größere Unternehmen mit eigenen Innovationsabteilungen häufig in der Lage seien, Innovationen strategisch voranzubringen. Kleine und mittlere Unternehmen entwickelten mitunter herausragenden Ideen, benötigten dann aber häufig Unterstützung, um diese auch umzusetzen und zur Marktreife zu bringen. Die Frage sei, wie man gute Ideen unabhängig von der Unternehmensgröße individuell unterstützen könne. Gerade hierzu würden im Masterplan Umweltwirtschaft verschiedene Maßnahmen umgesetzt. So werde das Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft.NRW eine zentrale Anlaufstelle für Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Forschung, Verbänden, Hochschulen, Regionalagenturen und Wirtschaftsförderungen in den Teilmärkten der Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen anbieten. In diesem Zuge sollen Thementische und Fachnetzwerke aufgesetzt werden, um unterschiedliche Akteure themenspezifisch eine Plattform zu bieten. Projektideen könnten hier unbürokratisch mit den richtigen Ansprechpartnern diskutiert werden. Wichtig als Partner seien dabei die Wirtschaftsförderungen in den Regionen, die den Kontakt zu den Unternehmen vor Ort pflegten.

Dr. Paetzel betonte die gute Forschungsinfrastruktur im Ruhrgebiet. Eine Herausforderung sei jedoch, die Fachbereiche mit den relevanten Unternehmen in Kontakt zu bringen. Er verwies darauf, dass Innovationen häufig Elemente verschiedener Bereiche und Branchen in sich vereinen würden. Auch die Universitäten und Fachhochschulen müssten sich dabei neu aufstellen. Es müsse stärker entlang der realen Fragestellungen gedacht werden und fakultätsübergreifend kooperiert werden. Hier gebe es erste Ansätze, aber der Bedarf sei nach wie vor hoch. Das beträfe im Übrigen auch staatliche Institutionen, die noch stärker ressortübergreifend zusammenarbeiten müssten als bisher. Martin Cornelsen stimmte zu und lobte die Arbeit der Hochschulen in der Region. Wichtig sei es jetzt, Universitäten mit Unternehmen, gerade KMU, besser zusammenzubringen. Davon würden letztendlich beide gleichermaßen profitieren. Dr. Fendel sprach an, dass in seiner Außenwahrnehmung die administrative Organisation in den Hochschulen einen Modernisierungsbedarf habe. Als Beispiel nannte er die Wartezeit eines Studenten auf ein Abschlusszeugnis, die auch heute zum Teil noch mehrere Monate betrage und die durch die vorgegebenen Rahmenbedingungen der Hochschulen inflexible Vertragsgestaltung mit Unternehmen, die eine Kooperation unnötig erschweren bzw. verhindern können. Als positives Beispiel wurde von einem Plenumsteilnehmer das Zentrum für Wasser und Umweltforschung an der Universität Duisburg/Essen hervorgehoben. Hier gelänge die fakultätsübergreifende Zusammenarbeit.

Moderator Jan Hofer bedankte sich bei den Teilnehmenden für die Mitarbeit und verwies darauf, dass der Dialogprozess weitergeführt werde. Der Masterplan Umweltwirtschaft werde im Februar vorgestellt.